Weihnachten 2024
Wie wird unser nächstes Weihnachten aussehen? Schwer zu sagen! Natürlich können wir uns wünschen, dass es von Frieden geprägt ist, reich an Freude und ein Vorbote von Gelassenheit. Aber es könnte auch ganz anders sein und mehr nach Stall und Krippe als nach Himmel riechen. Aber das spielt keine Rolle: Wichtig ist, dass wir uns vom Geheimnis der Ankunft des Wortes im Fleisch verwandeln lassen (vgl. Joh 1,14) und den Geist bitten, uns zu helfen, dieses Wort zu „hören“, das immer die Form des Wimmerns eines neugeborenen Kindes haben wird, und den Retter der Welt im Glauben aufzunehmen, der immer die Zerbrechlichkeit und Schwäche eines Kindes haben wird. [...] Euch allen wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest. (
Der Generalrat)

Weihnachten ist Mission

Sandro Botticelli, „Die mystische Geburt“.

Liebe Mitbrüder,
Jedes Mal, wenn Weihnachten vor der Tür steht und wir über dieses Heilsereignis nachdenken, werden wir von der Demut des Gottessohnes in der Krippe ergriffen: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er (uns) seinen Sohn gab“ (vgl. Joh 1,13-17). Und er bringt ihn nicht in einem prunkvollen Palast zur Welt, auch nicht in einer einfachen Wohnung, sondern er wählt etwas Bescheideneres: eine Behausung, in der nachts die Tiere der Familie eingesperrt werden. Und so ist die Wiege des Gottessohnes eine Krippe. Jesus wird arm und unter den Armen geboren!

Es ist wichtig, dass wir als Comboni-Missionare den missionarischen Charakter von Weihnachten begreifen. Die Aussendung des Sohnes ist die erste wirklich große Mission. Dieses Gotteskind ist der erste Missionar des Vaters. Drei Ausgänge gibt es: vom Vater, indem er sich selbst der göttlichen Herrlichkeit beraubt; von sich selbst („er entäußert sich“, „er macht sich selbst zum Nichts“, „er nimmt den Zustand eines Sklaven an“ – kenosis – Phil 2,7); und von der Welt, um – auferstanden und siegreich – zum Vater zurückzukehren, mit der Absicht, uns mitzunehmen: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen [...] Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten [...] Und ich komme wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,2-3).

Der Wahnsinn der Liebe

Wahnsinnig göttlich ist diese Art der Erlösung! Und man muss schon „verrückt“ sein, um sie für wahr zu halten. Aber wahr ist sie wirklich! Wenn man sich auf diese Logik einlässt, dann entdeckt man die Wahrheit. Bei der Eröffnung des Kirchenkongresses in Florenz im September 2015 sagte Papst Franziskus: „Unser Glaube ist revolutionär aufgrund eines Impulses, der vom Heiligen Geist ausgeht. Wir müssen diesem Impuls folgen, um aus uns selbst herauszukommen, um Menschen nach dem Evangelium Jesu zu sein. Jedes Leben entscheidet sich an der Fähigkeit, sich zu verschenken. Dort geht es über sich selbst hinaus und wird fruchtbar“.

Die Betrachtung dieses „Kindes, das vom Vater ausgegangen ist“, ist für die Mission notwendig.

„Im Wort Gottes erscheint ständig diese Dynamik des „Aufbruchs“, die Gott in den Gläubigen auslösen will. Abraham folgte dem Aufruf, zu einem neuen Land aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-3). Mose gehorchte dem Ruf Gottes: » Geh! Ich sende dich « (Ex 3,10), und führte das Volk hinaus, dem verheißenen Land entgegen (vgl. Ex 3,17). Zu Jeremia sagte Gott: »Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen« (Jer 1,7). Heute sind in diesem „Geht“ Jesu die immer neuen Situationen und Herausforderungen des Evangelisierungsauftrags der Kirche gegenwärtig, und wir alle sind zu diesem neuen missionarischen „Aufbruch“ berufen. Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen“. (Evangelii gaudium, 20).

In welche Welt kommt er!

Weihnachten wird in diesem Jahr ihm Kriegszustand gefeiert. Die Welt befindet sich in einer dramatischen Situation: Es wird zerstört, es wird getötet, viele sterben; die Gewalt trifft Männer und Frauen, die unter den Trümmern ihrer Häuser begraben sind; Millionen von Menschen sind auf der Flucht im eigenen Land oder in die Nachbarländer; alte Menschen sind ohne Beistand; Kinder sind überfordert.

In ähnlichen Situationen erfüllen viele unserer Brüder und Schwestern ihren Auftrag. Unsere Gedanken und Gebete begleiten sie.

Und doch wird Jesus, der Herr, für uns wiedergeboren, in einer Welt, die so arm an Würde ist, wenn nicht gar ohne sie auskommt. Und warum? Wegen der Liebe eines Gottes, der aus Liebe ein Kind wird! „Wir sind aufgerufen, diese Liebe in unserem Alltag zu „verkörpern“, indem wir für sie Zeugnis ablegen und sie festigen durch Teilen, Beteiligung, Einheit, durch Gaben und Dienste.“

Wir wissen aus direkter Erfahrung, dass diese Liebe oft einen „hohen Preis“ hat. Aber als Jünger Combonis, eines „Verrückten“ eines „Verrückten“, dem das Kreuz zum „Freund“ wurde, zur „untrennbaren, ewigen und geliebten Braut und weisesten Lehrerin“ (Schriften, 1710; 1733), lassen wir uns nicht entmutigen. Denn wir glauben, dass unsere Schwäche paradoxerweise die Allmacht Gottes offenbart: eine Allmacht, die richtig verstanden, natürlich wenig Macht hat, weil sie sich nur in unserem radikalen Willen zeigt, „auf der Seite der Menschen zu stehen“, unter denen wir leben, und zwar um jeden „Preis“.

Lassen wir uns von Weihnachten verwandeln

Unser Wunsch für ein frohes Weihnachtsfest in diesem Jahr ist eine Einladung an uns selbst und an Euch alle, uns vom Geheimnis dieses Festes verwandeln zu lassen.

Wie wird unser nächstes Weihnachten aussehen? Schwer zu sagen! Natürlich können wir uns wünschen, dass es von Frieden geprägt ist, reich an Freude und ein Vorbote von Gelassenheit. Aber es könnte auch ganz anders sein und mehr nach Stall und Krippe als nach Himmel riechen. Aber das spielt keine Rolle: Wichtig ist, dass wir uns vom Geheimnis der Ankunft des Wortes im Fleisch verwandeln lassen (vgl. Joh 1,14) und den Geist bitten, uns zu helfen, dieses Wort zu „hören“, das immer die Form des Wimmerns eines neugeborenen Kindes haben wird, und den Retter der Welt im Glauben aufzunehmen, der immer die Zerbrechlichkeit und Schwäche eines Kindes haben wird.

Wir schließen diesen Brief mit einem aufschlussreichen Zitat von Dietrich Bonhoeffer, lutherischer Pfarrer und Märtyrer des Nationalsozialismus:

„Gott schämt sich der Niedrigkeit des Menschen nicht, er geht mitten hinein. [...] Gott liebt das Verlorene, das Unbeachtete, Unansehnliche, das Ausgestoßene, das Schwache und Zerbrochene. Wo die Menschen sagen: „verloren“, da sagt er: „gefunden“. [...] Wo die Menschen gleichgültig oder hochmütig wegschauen, dort ruht sein liebevoller, unvergleichlicher Blick. Wo die Menschen „verachtenswert“ sagen, da ruft Gott „selig“. Wo wir in unserem Leben in eine Situation geraten sind, in der wir uns vor uns selbst und vor Gott nur noch schämen können, [...] gerade dort ist Gott uns so nahe wie nie zuvor: dort will er in unser Leben eintreten, dort lässt er uns seine Nähe spüren, damit wir das Wunder seiner Liebe, seiner Nähe und seiner Gnade verstehen“.

Wir bitten Maria, uns zu helfen, Jesus so aufzunehmen, wie sie ihn aufgenommen hat, und bitten ihren Sohn um die Gnade, dass uns sein Kommen verwandelt.

Euch allen wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest.

Der Generalrat