Sontag, 22. Januar 2017
Am 1. Juni 1867 gründete Mons. Daniel Comboni in Verona das „Institut für die Missionen Afrikas”. Am 28. Oktober 1885 wurde es in eine Ordensgemeinschaft umgewandelt. Am 7. Juni 1895 wurde es eine Kongregation päpstlichen Rechts. Im Rahmen des 150. Gründungsjubiläums möchten wir an das erinnern, was uns allen am Herzen liegt, nämlich an die Einladung des Generalkapitels, das Institut zu erneuern. Dazu soll auch die Beschäftigung mit der Lebensform und mit den Herausforderungen wie kulturelle Vielfalt, Dienstämter, Neustrukturierung usw. beitragen. Das alles wird uns helfen, die Qualität unseres Lebens und unseres Dienstes in der Kirche, in der Gesellschaft und in unserem Institut zu verbessern. Wir wollen dieses Jubiläum als Gelegenheit wahrnehmen, unsere Wurzeln zu vertiefen und zu erweitern, unseren Stamm zu festigen und weiterhin ein Baum zu bleiben, der gute Früchte trägt, Früchte der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe, um zum Wachstum des Reiches Gottes beizutragen.
SCHREIBEN ZUM 150. GRÜNDUNGSJUBILÄUM
DES COMBONI-INSTITUTS
"Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist zwar das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten."
(Mt. 13,31-32)
Liebe Mitbrüder,
Wir senden Euch froh und dankbar Grüße am Beginn des neuen Jahres.
Am 1. Juni 1867 gründete Mons. Daniel Comboni in Verona das „Institut für die Missionen Afrikas”. Am 28. Oktober 1885 wurde es in eine Ordensgemeinschaft umgewandelt. Am 7. Juni 1895 wurde es eine Kongregation päpstlichen Rechts.
1. Die ersten Schritte (ein Rückblick)
Wenn wir uns die Anfänge unseres Instituts ins Gedächtnis rufen, können wir uns nur schwer vorstellen, wie es sich im Verlauf der Jahre entwickeln würde. Der oben angeführte Text bezieht sich auf die Pläne Gottes, der mit Vorliebe ganz unten beginnt. Was in den Augen der Welt wenig zählt, benützt Gott für seine Projekte, die er mit Hilfe von Menschen verwirklicht, so wie das Senfkorn des Evangeliums, in dem bereits der große Baum grundgelegt ist.
Beim Tod unseres Gründers konnte man die Missionare an einer Hand abzählen. Während der ersten Jahre wurde die kleine Gruppe von Jesuiten begleitet. In vierzehn Jahren legten diese das Fundament unserer Kongregation und gaben ihr eine eigene Physionomie und ein eigenes Gesicht. Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts zählte das Institut 18 Priester, 21 Brüder und 21 Priesterkandidaten, im Ganzen sechzig.
Gottes Berufungen
Als Mitglieder der Comboni-Familie wissen wir, dass Daniel Comboni im zarten Alter den Ruf Gottes vernommen hatte. Als Student des Mazza-Instituts las er die Geschichte der Märtyrer von Japan und hörte dem Missionar Don Angelo Vinco (S 4083) zu, der gerade aus Zentralafrika zurückgekehrt war und die Studenten für seine Missionsarbeit begeisterte. Trotz seines jugendlichen Alters fasste Comboni damals den Entschluss, den er nie rückgängig machen würde: sein Leben den afrikanischen Völkern zu widmen und ihnen das Evangelium zu verkünden, die – wie er richtig erkannte – es bitter nötig hatten, die Frohbotschaft zu vernehmen. Deshalb setzte er sich bereits als Mazza-Schüler für die afrikanische Mission ein und fühlte sich mit jenen ihm noch unbekannten Brüdern und Schwestern eng verbunden.
Die Nachrichten über die Schwierigkeiten seiner Mazza-Freunde auf dem afrikanischen Kontinent entmutigen ihn in keiner Weise, sie spornten ihn vielmehr an, sich den Missionaren Giovanni Beltrame, Francesco Oliboni, Angelo Melotto, Alessandro Dal Bosco, Isidoro Zilli, die am 10. September 1857 nach Afrika aufbrachen, anzuschließen. Don Nicola Mazzas Worte gereichten ihnen zum Segen und wurden gleichzeitig eine Herausforderung: “Fördert immer und nur die Ehre Gottes, denn alles Übrige ist Eitelkeit. Wir stellen unsere Mission unter den Schutz der Unbefleckten Jungfrau und des großen Indienapostels Franz Xaver”. Jener Einsatz in Afrika von knapp zwei Jahren hatte das Leben von Daniele Comboni zutiefst geprägt (S 465). Sein Herz hatte er dort zurückgelassen. Seitdem dachte er nur mehr an seine afrikanischen Erfahrungen. Man könnte es mit dem Taufcharakter vergleichen: Afrika hinterließ in ihm ein unauslöschliches Merkmal, so dass er auf die Möglichkeit einer Rückkehr nicht verzichten wollte (S 3156). In der Zwischenzeit setzte er sich mit Eifer für das Wohl der afrikanischen Mission ein.
Um seine erste Berufung, auf dem Kontinent seiner Träume zu arbeiten, und sein Versprechen an ‘Don Congo’ (Don Nicola Mazza) einzulösen, sein Leben Afrika zu weihen, sah sich auch der heilige Daniel Comboni sowie andere Gründer durch die Umstände gezwungen, eine Missionsfamilie zu gründen.
Seine Erfahrung erinnert uns an die Wichtigkeit, unserem Ideal treu zu bleiben. Wie sich die Seeleute von den Sternen leiten ließen, wollten sie den Hafen erreichen, müssen auch wir uns vom Evangelium führen lassen, wollen wir zielstrebige und glückliche Menschen sein. Die Missionsberufung und die Zugehörigkeit zu einer Missionsfamilie sind ein Geschenk, nicht unser Verdienst. Wir sind Missionare, weil Gott gut zu uns gewesen ist und unsere Dienste in Anspruch nehmen wollte, vielen Brüdern und Schwestern, die ihn noch nicht kennen, sein väterliches Angesicht zu enthüllen.
Wir danken Gott für das Zeugnis so vieler Missionare, die uns vorausgegangen sind, und ihr Leben für die Mission hingegeben haben. Sie sind Glieder einer langen Kette, zu der auch wir gehören, die uns zum Ursprung, zur Quelle führt, aus der wir hervorgegangen sind. Wir gehören zu einer Familie von Heiligen, auf die wir stolz sein dürfen. Wir sind die Frucht der leidenschaftlichen Missionsliebe unseres Gründers; wir sind Erben einer Berufung, die aus dem durchbohrten Herzen Gottes strömt. Sie versetzt uns in eine Haltung des ‘Aufbruchs’ (EG 27) und führt uns bis zu den Randgruppen der Gesellschaft. Einige aus unserer Familie sind mit dem Martyrium beschenkt worden, dem höchsten Ausdruck der Selbsthingabe nach den Worten des Evangeliums: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,13).
2. Realistische Betrachtung der Gegenwart: berufen, für das Reich Gottes Zeugnis abzulegen
Nach eineinhalb Jahrhunderten sind wir immer noch eine kleine Kongregation: laut Statistik haben wir in unserer Geschichte nie die Zahl von zweitausend Mitgliedern erreicht, was uns aber nicht entmutigen soll. Es soll uns vielmehr anspornen, treue Zeugen der Güte und Barmherzigkeit Gottes inmitten der Letzten zu sein, die die Gesellschaft vergessen hat. Trotz unserer geringen Zahl dürfen wir nie all das Gute vergessen, das Gott durch unsere Missionare gewirkt hat und auch heute noch wirkt. Daran erinnert uns auch das letzte Generalkapitel: Die Anzahl der Comboni-Missionare, die bereit sind, für Christus und die Mission ihr Leben hinzugeben, ist sehr groß. Ohne viel Lärm zu machen, erfüllen sie täglich die Aufgaben, die ihnen anvertraut werden. Die Mitbrüder, die unter den Armen und Ausgegrenzten vom Auferstandenen Zeugnis geben, sind ein wahrer Segen und rufen uns den Beweggrund unserer Lebensentscheidung in Erinnerung. Sie sind wie ‚lebensnahe Gleichnisse‘ und Bezugspersonen in den verschiedenen Aufgaben, die sie erfüllen (KD 2015, Nr. 14).
Wir sind berufen, für das Reich Gottes Zeugnis abzulegen, wohin immer wir geschickt werden. Deswegen ist es notwendig, dem Wort immer treu zu bleiben und uns als Jünger ständig zu erneuern.
Umkehr
Wenn wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, müssen wir zugeben, dass wir nicht immer die Treue gehalten haben. Oft haben wir uns, aus Angst oder angesichts von Herausforderungen, vor Schwierigkeiten und Prüfungen zurückgezogen. Manchmal haben wir uns vom Geist des Ursprungs unseres Instituts entfernt, es uns in der Sicherheit unserer Entscheidungen bequem gemacht, indem wir mehr auf unser eigenes Wohl als auf das unserer verlassenen Brüder und Schwestern bedacht gewesen sind.
Das “Jahr der Barmherzigkeit” ist gerade zu Ende gegangen: Wir bitten Gott, die Quelle der Liebe, dass er uns unsere Unbeständigkeiten, unsere persönlichen und institutionellen Sünden vergibt, und uns allen die Gabe der Umkehr schenkt. Das ist die Bedingung, um in das Reich Gottes einzutreten (Mk 1,15), sein Wort aufzunehmen und froh unsere Berufung zu leben (vgl. KD 2015, Nr. 4).
Die Kreuze als Wegweiser
Wenn wir von Glück reden, wollen wir nicht behaupten, dass es keine Wolken am Horizont gibt. Schwierigkeiten stellen sich im Lauf des Lebens früher oder später immer ein. Der heilige Daniel Comboni nannte sie „Kreuze“. Wir alle wissen, dass seine Probleme immer größer wurden; aber auch aus den schwärzesten Wolken kann sich klares Wasser auf die Erde ergießen. In gleicher Weise können schwierige Erfahrungen zu einem Schmelztiegel werden, in dem unsere Träume und Programme gereinigt werden. Denken wir an die Mitbrüder, die Gewalttätigkeiten, äußerster Armut, Verfolgung und ständigen Gefahren ausgesetzt sind: das ist schmerzlich, da wir ihnen nahe stehen und Personen und Orte ins Herz geschlossen haben. Wir wissen aber auch, dass das für die Echtheit unseres Missionsdienstes bürgt.
Comboni wurde nicht müde zu betonen, dass die Werke Gottes am Fuß des Kreuzes beginnen und wachsen. Für unseren Gründervater wurden die Kreuze zu Wegweisern, die ihm das Ziel anzeigten, anstatt Hindernisse auf seinem Weg. Die Kreuze gaben ihm die Sicherheit, dass er auf dem richtigen Weg war. Bitten wir den Herrn, dass wir uns die Worte des heiligen Daniel Comboni zu Eigen machen dürfen: “Ich bin glücklich im Kreuz, das, wenn es aus Liebe zu Gott gerne getragen wird, den Sieg schafft und das ewige Leben“. (S 7246).
Als aus Mangel an Personal die afrikanische Mission auf dem Spiel stand, weil das Mazza-Institut sie nicht mehr unterstützen konnte, erklärten sich andere Institute bereit, Comboni zu Hilfe zu kommen. Als erste schlossen sich ihm die Kamillianer an, dann die Schwestern des Heiligen Josef von der Erscheinung, Mitglieder von anderen Instituten und Laienkräfte, die an sein Projekt glaubten.
Die Liebe zur Mission erfüllt und befruchtet die Herzen und den Willen von Menschen, damit sie sich in die gleiche Richtung aufmachen. Auf diese Weise verwirklichen sie die erste Intuition unseres Gründers, denn sie gehen auf die vielen Brüder und Schwestern zu, denen sie auf ihrem Weg begegnen. Deshalb ist es auch heute sehr wichtig, “im Netzwerk” zu arbeiten und zu begreifen, dass auch schöne und notwendige Projekte, wenn sie an nur eine Person gebunden sind, nur schwer weiterbestehen werden. Unser Gründer hat sich bemüht, viele Personen miteinzubeziehen und sie zur Mitarbeit in der Mission zu gewinnen. Oft musste er auf Gesichtspunkte und Ansichten verzichten, um der Mission die Mitarbeiter zu erhalten. Denn er war überzeugt, dass nur Teamarbeit Zukunft hat, da sie sich am Dreifaltigen Gott inspiriert, der sich als Familie offenbart.
3. Hoffnungsvoll in die Zukunft schauen
Fassen wir Mut angesichts der gegenwärtigen Umstände und mehr noch im Hinblick auf die Tage, die auf uns zukommen. Diese Worte hatte der heilige Daniel Comboni laut seiner Biographen vor seinem Tod ausgesprochen.
Wir sind eingeladen, mit Hoffnung in die Zukunft zu schauen. Wir machen schwierige Zeiten durch, aber die Prüfungen sollen uns nicht entmutigen, wie wir bereits oben angedeutet haben. Denn wir sind sicher, dass der Herr uns begleitet hat, uns begleitet und begleiten wird. Das Evangelium erinnert uns daran: Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu seinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,19-20).
Das letzte Generalkapitel hat uns nicht nur zur Umkehr angehalten, sondern auch über das neue Verständnis von Mission zu träumen und es zu leben. Wir sollen „Mission werden“, indem wir den Völkern die Freude des Evangeliums verkünden, Versöhnung und Dialog fördern und die Spiritualität von zwischenmenschlichen, institutionellen, sozialen und mit der Umwelt verbundenen Beziehungen wiederentdecken (KD 15, Nr. 20).
Im Rahmen des 150. Gründungsjubiläums möchten wir an das erinnern, was uns allen am Herzen liegt, nämlich an die Einladung des Generalkapitels, das Institut zu erneuern. Dazu soll auch die Beschäftigung mit der Lebensform und mit den Herausforderungen wie kulturelle Vielfalt, Dienstämter, Neustrukturierung usw. beitragen. Das alles wird uns helfen, die Qualität unseres Lebens und unseres Dienstes in der Kirche, in der Gesellschaft und in unserem Institut zu verbessern.
Wir wollen dieses Jubiläum als Gelegenheit wahrnehmen, unsere Wurzeln zu vertiefen und zu erweitern, unseren Stamm zu festigen und weiterhin ein Baum zu bleiben, der gute Früchte trägt, Früchte der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe, um zum Wachstum des Reiches Gottes beizutragen.
Programm der Generalleitung 2017:
a) Überlegungen zu unserem Ursprung;
b) ein Blick auf und Überlegungen zur gegenwärtigen Situation;
c) Bejahung der neuen Paradigmen und Herausforderungen der Mission.
Wir laden alle Provinzen und Delegationen ein, eigene Initiativen zu ergreifen im Hinblick auf die Missionarische Bewusstseinsbildung, im Besonderen auf die Erneuerung des Missionsideals und auf das Zugehörigkeitsgefühl zu unserem Comboni-Institut. Angenehme Feiern und ein frohes Jubiläum!
DER GENERALRAT
1. Januar 2017