Donnerstag, 18. Februar 2016
Liebe Schwestern und Brüder der Comboni-Familie: mit diesem Schreiben, Frucht unseres gemeinsamen Betens, Betrachtens und gegenseitigen Austausches beim Abschluss des Jahres des Gottgeweihten Lebens und am Beginn des Gnadenjahres der Barmherzigkeit, möchten wir mit allen Mitgliedern der Comboni-Familie einige Überlegungen teilen. Im Besonderen laden wir alle ein, sich mit den Herausforderungen und Gelegenheiten, die das Gnadenjahr einem jeden persönlich und der Familie bietet, im Herzen auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck wollen wir einen gemeinsamen Gebetstag halten, denn “die Allmacht des Gebetes ist unsere Stärke” (S. 1969), schreibt Comboni.
Herzlich grüßen Euch:
Suore Missionarie Comboniane,
Istituto Secolare Missionarie Comboniane,
Missionari Comboniani del Cuore di Gesù,
Laici Missionari Comboniani.
Schreiben an die Comboni Familie
zum Jahr der Barmherzigkeit
«Dieses anbetungswürdige Herz… hat von allem Anfang an in reiner und barmherziger Liebe für die Menschen geschlagen. Von der heiligen Krippe von Bethlehem aus beeilte er sich, der Welt zum ersten Mal den Frieden zu verkünden: Als Kind in Ägypten, einsam in Nazareth, als Prediger in Palästina teilt er mit den Armen sein Los, lädt die Kleinen zu sich, tröstet die Unglücklichen, heilt die Kranken und ruft die Toten ins Leben zurück; er ruft die Verirrten und vergibt den Bußfertigen; am Kreuz betet er sterbend für seine Folterknechte; als Auferstandener sendet er die Apostel aus, um der ganzen Welt das Heil zu verkünden» (S 3323).
Liebe Schwestern und Brüder
der Comboni-Familie,
Mit diesem Schreiben, Frucht unseres gemeinsamen Betens, Betrachtens und gegenseitigen Austausches beim Abschluss des Jahres des Gottgeweihten Lebens und am Beginn des Gnadenjahres der Barmherzigkeit, möchten wir mit allen Mitgliedern der Comboni-Familie einige Überlegungen teilen. Im Besonderen laden wir alle ein, sich mit den Herausforderungen und Gelegenheiten, die das Gnadenjahr einem jeden persönlich und der Familie bietet, im Herzen auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck wollen wir einen gemeinsamen Gebetstag halten, denn “die Allmacht des Gebetes ist unsere Stärke” (S. 1969), schreibt Comboni.
„Miserando atque eligendo”: durch Erbarmen erwählt”
Gott, der uns berufen hat, die Spur des heiligen Daniel Comboni zu folgen, „hat uns vor Grundlegung der Welt erwählt, damit wir heilig und ohne Tadel vor ihm sind” (Eph 1,4). Die Betrachtung des Durchbohrten Herzens Jesu am Kreuz ist integrierender Bestandteil unserer charismatischen DNA. Dieses Herz drückt am besten die unendliche Barmherzigkeit Gottes aus, das die ganze Menschheit umarmt. Es will uns umgestalten, damit auch wir die anderen liebevoll und barmherzig in die Arme schließen können „zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns in dem geliebten Sohn beschenkt hat; in ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Ef 1,6-7).
Als Jünger und Jüngerinnen Christi sind wir uns bewusst, dass die Botschaft, die wir verkünden wollen, unsere Kräfte übersteigt. Wir wissen, dass die Nachfolge Christi, für die wir in Wort und Tat Zeugnis ablegen sollen, anspruchsvoll ist. Wir sind der Verkündigung, die Er uns anvertraut, oft nicht gewachsen: manchmal leben wir unsere Berufung sehr oberflächlich.
Im persönlichen Gebet, beim Empfang der Sakramente, bei der geistlichen Begleitung und in der Begegnung mit unseren Brüdern und Schwestern erfahren wir die Barmherzigkeit Gottes. Wir danken dem Heiligen Geist, der in uns wirkt und uns zur Buße und Umkehr führt. Wir danken Gott für das Gnadengeschenk der Vergebung. Es erneuert uns und ermöglicht es uns, täglich neu zu beginnen.
Barmherzig wie der Vater: in unseren Gemeinschaften und Familien
Gott liebt und vergibt uns. Wir werden uns dieses Mysteriums in der persönlichen Begegnung mit Ihm und seiner Barmherzigkeit durch unsere Brüder und Schwestern bewusst. Der Heilige Geist, der uns in Jesus einigt und aus uns allmählich eine Gemeinschaft von Aposteln macht, befähigt uns, uns innerhalb unserer Gemeinschaften und Familien freundlich aufzunehmen und liebevoll zu begegnen.
In unserem Alltag, bei der brüderlichen Zurechtweisung und in unseren Begegnungen und Treffen merken wir, wie sehr wir auf die gegenseitige Barmherzigkeit angewiesen sind. Wir tragen zu unserer Reife, zum spirituellen Fortschritt und zur Aussöhnung bei, wenn wir uns alle von der Botschaft der barmherzigen Liebe Gottes leiten lassen.
Brüder, Schwestern und Angehörige geben uns zu verstehen, dass sie uns vergeben, wenn sie mit uns Geduld haben und mit uns Schritt halten. Sie lassen uns ihre Liebe spüren, wenn sie uns trotz unserer Grenzen ihr Vertrauen schenken. Eine Gemeinschaft, eine Familie, in der Barmherzigkeit geübt wird, wird zu einem Ort der Gnade, Heilung und Aussöhnung und fördert die Einheit und das Leben, ohne dabei Mühen, Schwächen und Grenzen schönzureden.
All das bereichert unsere Erfahrung von Barmherzigkeit. „Barmherzigkeit widerspricht nicht der Gerechtigkeit, sondern offenbart die Haltung Gottes dem Sünder gegenüber, indem er ihm eine weitere Möglichkeit anbietet, in sich zu gehen, umzukehren und zu glauben“ (MV 21).
Barmherzig wie der Vater: in der apostolischen Gemeinschaft
Gott unser Vater hat uns berufen, als apostolische Gemeinschaft zu dienen und zu arbeiten. Die Zusammenarbeit hilft uns, aus uns herauszutreten, und Christus, dem gehorsamen Knecht, gleichgestaltet zu werden. Wir sind berufen, das neue Gebot der Liebe zu leben: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13,34-35). Der Herr gewährt uns seine volle Unterstützung, damit wir seine Barmherzigkeit teilen und fähig werden, uns gegenseitig zu vergeben.
Die Gabe der Barmherzigkeit ermöglicht es uns, aufeinander zuzugehen und uns mit Zärtlichkeit und Liebe zu behandeln, das heißt, Werke geistlicher und materieller Nächstenliebe zu tun.
Es fällt uns oft schwer, “barmherzig zu sein”, und die Haltung des Herzens Jesu anzunehmen. Oft tun wir uns leichter, mit Menschen außerhalb unserer Gemeinschaft und unserer Familie liebevoll umzugehen, vernachlässigen aber gleichzeitig jene, mit denen wir unter einem Dach wohnen und täglich als Gemeinschaft das Evangelium verkünden. Gott erwartet von uns, dass wir barmherzig sind, und zwar in erster Linie mit unseren Brüdern, Schwester und unseren Nachbarn.
Barmherzig wie der Vater: mit dem Volk Gottes
Unser Dienst verlangt, dass wir uns dem Volk Gottes anvertrauen, das uns in Seinem Namen aufnimmt. Aus Erfahrung wissen wir, dass uns unsere Brüder und Schwestern Barmherzigkeit erweisen, wenn wir demütig und offen sind. Auf Arroganz und Überheblichkeit hingegen reagieren sie anders. Das Beispiel von Comboni, Barmherzigkeit zu üben, spornt uns an, umzukehren und Heilung zu suchen, um mit den anderen unkomplizierte, bescheidene und echte, menschliche Beziehungen aufbauen und leben zu können.
Barmherzig wie der Vater: unseren Institutionen gegenüber
Was unsere Zugehörigkeit zu unseren Instituten/ Gruppen/Comboni-Familie betrifft, sollten unsere Wertschätzung, ein gesunder Stolz und Gefühle der Dankbarkeit ständig wachsen. Oft aber kann man Bitterkeit, negative Kritik und „zerstörenden Klatsch“, von dem Papst Franziskus spricht, wahrnehmen. Man könnte einwenden, dass Solches eben zu unserer verwundeten, menschlichen Natur gehört, und wir noch unterwegs sind. Wir sollten uns über unsere Schwächen nicht wundern oder zum Ärgernis werden lassen. Sie sollten unser Zugehörigkeitsgefühl und die Freude, Comboni-Schwester / Comboni-Missionar zu sein, nicht schmälern. Ebenso wenig sollten sie den Wunsch und den Einsatz dämpfen, in würdiger Weise unsere Berufung, heilige und fähige Missionare zu werden, im Geiste des heiligen Daniel Comboni zu leben.
Möge es uns in diesem Jahr der Barmherzigkeit vergönnt sein, uns mit unseren Beschwerden und Verletzungen auszusöhnen, und „herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde und Geduld anzulegen“ (Kol 3,12). Auf diese Weise wird unsere Liebe zur großen Comboni-Familie aufblühen.
Barmherzig wie der Vater: Werkzeuge der Barmherzigkeit
Das Geschenk der Barmherzigkeit macht uns froh und drängt uns, laut zu bekennen, dass sein Erbarmen und seine Huld seit Ewigkeit bestehen (Ps 25,6). Die Barmherzigkeit, die uns Gott erweist, weitet unser Herz und öffnet unsere Arme für die leidende Menschheit, damit “wir unsererseits die zu trösten vermögen, die in allerlei Trübsal sind, mit eben dem Trost, mit dem wir selber von Gott getröstet werden“ (2Kor 1, 4). Durch unser Zeugnis, unseren missionarischer Dienst und unser Leben inmitten des Gottesvolkes nehmen wir teil am Heilswerk des barmherzigen Gottes, den uns Jesus offenbart hat.
Deswegen also … feiern wir die Barmherzigkeit
Auf die Fürsprache Mariens, Mutter der Barmherzigkeit, bitten wir in diesem Gnadenjahr den Vater um die Gnade der Einsicht, dass wir Seiner Barmherzigkeit bedürfen; um das Verlangen, uns mit unseren Brüdern, Schwestern, Familienangehörigen, Mitarbeitern, mit den Völkern, denen wir dienen, unseren Instituten, den Comboni-Gruppen und mit uns selbst auszusöhnen.
Wir laden alle Mitglieder der Comboni-Familie ein, SMC, ISMC, MCCJ, LMC und andere Gruppen und Bewegungen, die sich am Comboni-Charisma inspirieren, am 17. März den 20. Jahrtag der Seligsprechung des heiligen Daniel Comboni mit einem Gebetstag zu begehen und Gottes Barmherzigkeit in seinem Leben zu betrachten. Es geht um die Einladung, uns als seine Söhne und Töchter von der Barmherzigkeit des Herzens-Jesu umgestalten zu lassen, sowie unser Mitgefühl und unseren Einsatz, in Wort und Tat den barmherzigen Gott den am meisten verlassenen und leidgeprüften Brüdern und Schwestern zu verkünden, neu aufleben zu lassen.
Herzlich grüßen Euch
die Generalleitungen und der Koordinator des Zentralkomitees der LMC:
SMC - Suore Missionarie Comboniane,
ISMC - Istituto Secolare Missionarie Comboniane,
MCCJ - Missionari Comboniani del Cuore di Gesù,
LMC - Laici Missionari Comboniani.
Roma, Februar 2016