Montag, 8. Juni 2015
„Bitten wir um die Gnade, freudige und glückliche Geweihte dadurch zu werden, dass wir jenen unschätzbaren Schatz der Liebe in unseren Herzen tragen, der aus dem durchbohrten Herzen des Herrn entspringt, den der hl. Daniel Comboni als Fundament entdeckte, auf dem er seine Mission aufbauen konnte und der er sich ohne grenzenlos hingab. Das Vertrauen in das Herz Jesu möge auch für uns eine ständige Quelle einer Liebe werden, die uns hilft, unsere Weihe (consacrazione als das schönste Geschenk, das uns gewährt wurde, zu leben. Ein gesegnetes Herz-Jesu-Fest wünscht Euch P. Enrique Sánchez G. mccj, Generalsuperior.“


“Nur wenn wir uns in dieser Schule der Liebe des Herzens Jesu formen lassen, werden wir fähig werden, in aller Freiheit die Option für die Ärmsten zu leben und der Liebe Gottes ein Gesicht zu geben durch den Aufbau einer gerechteren, solidarischeren, respektvolleren Welt. Nur so werden wir fähig werden, jenes Glück zu schaffen, das wir alle in unserem Herzen tragen als die einzige und wahre tiefe Sehnsucht unseres Lebens.”
P. Enrique Sánchez,
Generalsuperior.
 

Geweiht
im Herzen Jesu

 

Die Worte Weihe und geweiht haben mit all ihren Synonymen die Möglichkeit, vertieft und in unser Leben integriert zu werden, vor allem in diesem Jahr, das dem Ordensleben oder geweihten Leben gewidmet ist, und zwar in dem Maß, in dem wir uns einen Moment der Besinnung gönnen und vielleicht noch mehr, um Dank zusagen für dieses Geschenk.

Zugleich aber riskieren diese Worte, sich ihrer Bedeutung und des Reichtums zu entleeren, den sie in sich tragen, wenn wir sie nicht mit der Erfahrung unseres Lebens konfrontieren, wenn wir nicht dem, was wir mit den Worten bekräftigen, mit unserem Leben einen überzeugenden Sinn geben.

Wir sind Gott geweiht. Es braucht nicht viel für diese Behauptung, die jedoch nicht so einleuchtet, wenn unser Lebenszeugnis nicht den Inhalt dessen zum Ausdruck bringt, was die Wahl unseres Lebens ist.

Auch wenn wir sofort sagen müssen, dass es ganz in unserer Nähe außerordentliche Beispiele von Personen gibt, die aus ihrer Weihe einen Schatz gemacht haben und deren Leben sich in einem Licht verändert hat, das fähig ist die tiefste Dunkelheit zu durchdringen, müssen wir inne halten und uns fragen, wie weit unsere Hingabe an Gott unsere Identität und unser Handeln definiert und charakterisiert.

Über unsere Weihe nachzudenken kann zu einer außerordentlichen Gelegenheit werden, um uns das besser anzueignen, was wir sagen möchten, wenn wir uns als für Gott geweihte Personen bekennen.

Unsere missionarische Weihe

Als Hilfe für unsere Besinnung, vor allem anlässlich des Herz-Jesu-Festes, möchte ich gern mit Euch einige kurze Gedanken teilen, die uns provozieren können, uns zu hinterfragen, wie wir unsere an Gott und die Mission geweihte Hingabe leben.

Papst Franziskus hat uns eingeladen, eine Gedächtnisübung vorzunehmen, um das Geschenk unserer Berufung, des Charismas zu erkennen, so dass wir von ganzem Herzen Gott für dieses Geschenk danken. Er hat uns empfohlen, unserer gegenwärtige Weihe mit Leidenschaft zu leben, ohne Berechnung, und zwar mit der Hochherzigkeit und der Begeisterung der ersten Zeit, als wir in der Stille des göttlichen Schweigens unseren Namen gehört und von einer Mission ohne Grenzen geträumt haben.

Der Papst bittet uns, mit Hoffnung in die Zukunft zu schauen das heißt mit Vertrauen in Gott, in seine Nähe in der Gewissheit, dass er in seinem Herzen ein Plan für die Menschheit trägt, den niemand verhindern kann, weil es immer ein Plan der Liebe ist. Und Liebe macht vor keinen Hindernissen Halt.

Unsere missionarische Hingabe (consacrazione) auf diese Weise zu leben, lässt uns erneut Erfahrungen der Freude entdecken, wie wir sie in der Anfangszeit unserer Berufung erlebten, und lässt uns mit einfachen Worten dem Herrn sagen, wie groß es von Dir, Herr, gewesen ist, Deinen Blick auf mich zu werfen. Du konntest mir kein großartigeres Geschenk machen.

Missionar zu sein, ist die beste Wahl, die Du für mich getroffen hast. Vielen Dank. Denn bist treu geblieben und weil das, was ich in all den Jahren erlebt habe, mich seine Frische erkennen lässt.

Danke für ein missionarisches Geschenk, das uns herausfordert. Dein Ruf riskiert bisweilen, von vielen Hindernissen auf unserem Wege verdunkelt zu werden. Es fehlt uns Deine Leidenschaft, Deine Glut, Dein Mut damit wir nicht der Gleichgültigkeit, dem Konsumdenken, das uns umgibt, dem oberflächlichen Hedonismus verfallen, der uns in seine Fallen lockt, die den Egoismus und die Oberflächlichkeit wachsen lassen.

Wir brauchen vor allem missionarische Leidenschaft, um aus ganzem Herzen an Dich zu glauben, um Dich im Bruder entdecken zu können, der leidet, in der Schwester, die misshandelt wird, in dem Jugendlichen, der verdammt ist, ohne Träume für eine menschenwürdige Zukunft leben zu müssen, um aus unseren Sicherheiten und bequemen Lebensverhältnissen auszusteigen.

Herr, es tut uns gut, in aller Demut und Bescheidenheit anzuerkennen, dass uns die Leidenschaft fehlt, die vor keinem Opfer, vor keinem Verzicht, vor keiner Vereinsamung zurückschreckt, jene Leidenschaft, die uns befähigt, alles loszulassen. um aus Dir und Deiner Mission das Ein und Alles für unser Leben zu machen.

Du hast uns eine Berufung geschenkt, die aus uns Privilegierte macht, weil Du für uns als Ort des Begegnung mit Dir die Ärmsten und die Entferntesten gewählt hast, die in den Augen unserer Zeitgenossen nicht zählen.

„Die Hoffnung, von der wir sprechen – sagt der Papst - beruht nicht auf Zahlen oder auf Werken, sondern auf dem, in den wir unser Vertrauen gesetzt haben (2 Tim 1,12).“

Wir aber wollen unbedingt in der Hoffnung leben, da wir Zeugen Deiner Treue, Deines Vertrauens, Deiner Sorge für uns sind. Uns erschreckt nicht das Morgen, weil wir wissen, dass Du uns vorangegangen bist und uns ein Morgen bereitet hast, das ganz anders sein wird, als jenes, das wir mit unseren Kräften und unseren Ressourcen hätten bauen können.

Wir haben keine Angst, weniger zu werden oder zu sterben, denn wir sind überzeugt, dass dort, wo Du bist, das Leben nur gewinnen kann und dass Du es immer sein wirst, der die gute Geschichte der Mission schreiben wird, die auch zu unserer werden wird.

Eine Weihe in den kleinen und großen Einzelheiten

Wenn man von Weihe spricht, sage ich gern, dass wir uns auf eine Erfahrung beziehen, auf ein Leben, das wir in kleinen und großen Einzelheiten unserer Existenz voranbringen in unserem alltäglichen Handeln, und im Verwirklichen des Traumes, den wir im Herzen als Ideal tragen, das uns bewegt, in immer weitere Fernen zu gehen.

Ich sage gern, dass geweiht zu, sein nichts anderes heißt, als mit Freude zu akzeptieren, dass unser Leben in den Händen dessen liegt, der uns das Leben geschenkt hat. Akzeptieren, dass wir Eigentum des Herrn sind, oder dass wir dabei sind, Geschenk Gottes für die Menschheit zu werden.

Wie oft haben wir sagen hören, dass der Geweihte oder die Geweihte Personen sind, die freiwillig akzeptiert haben, auf alles zu verzichten, um Gott zu erlauben, seine Träume von Liebe für die Menschheit zu verwirklichen.

Es ist schön, so zu denken, denn es hilft uns zu verstehen, dass die Weihe nicht ein Werk ist, das durch unseren Willen oder auf Grund unserer Fähigkeiten entsteht, sondern eine Erfahrung großer Freiheit, Hochherzigkeit und vor allem tiefer Gelehrsamkeit ist.

Was bedeutet es, sich Gott zu weihen?

     Sich Gott zu weihen, heißt, unser Herz dazu zu erziehen, immer offen und verfügbar für das zu sein, was Er aus uns machen will. In diesem Sinn ist Weihe ein Synonym für Hingabe, für Gehorsam und Mut, denn mit dem Herrn weiß man, wo das Abenteuer beginnt, aber man weiß nicht, wohin es uns führen wird.

     Von Weihe (consacrazione) zu sprechen, bedeutet, in eine Welt einzutreten, in der unsere Vorstellungen nicht mehr ausreichen, weil man in die Welt des Geheimnisses Gottes eintritt, die alle unsere Logik und unsere Berechnungen sprengt und auf den Kopf stellt, da er zum eigentlich Handelnde (Protagonist) unserer Geschichte und der Herr unserer Existenz wird.

Hier kommen uns viele Worte aus dem Evangelium in den Sinn. „Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählt (Joh 15,16)“. „Das ist mein viel geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe (Mt 3,17).“

     Welche Kraft klingt in der Botschaft des Paulus auf, wenn er daran erinnert, wie er erwählt wurde und wie er in seinem Dienst als Apostel feststellen konnte, dass „Alles denen zum Besten gereicht, die Gott lieben und die nach seinem ewigen Plan berufen worden sind (Röm 8,28).“

     Also lautet die einfache Frage, die sich ganz spontan stellt: „Wer ist letztlich derjenige, der sich weiht?

     Wie oft mussten wir in unserem Leben anerkennen, dass wir nur deshalb vorangekommen sind, weil sich der Herr nicht von uns zurückgezogen hat? Wir oft werden wir merken, dass es nicht unsere Fähigkeiten, unsere Verdienste oder unsere Tugenden sind, die uns des Geschenkes der Wahl durch den Herrn würdig machen?

     Wir haben eine große Verantwortung, die Gnade, die wir an dem Tag empfingen, an dem wir dem Herrn unser Ja gesagt haben, zu pflegen und wachsen zu lassen. Werden wir uns immer daran erinnern, dass Gott ruft und er im Laufe der Zeit seine Meinung nicht ändert? Zu welcher Treue fordert er uns heraus?

Das Zeugnis Daniel Combonis

     „Da ich die Hilfe des Heiligsten Herzens Jesu, den Souverän von Zentralafrika, die Freude, die Hoffnung, das Glück seiner armen Missionare und ihr alles, bitter nötig habe, wende ich mich an Sie, den Freund und Apostel und treuen Diener dieses göttlichen Herzens, das den unglücklichsten und am meisten verlassenen Seelen der Erde seine Barmherzigkeit schenkt.

Oh, wie glücklich bin ich, eine halbe Stunde mit Ihnen zu verbringen, um dem Heiligsten Herzen die teuersten Anliegen meiner schwierigen und anstrengenden Mission zu empfehlen und anzuvertrauen, der ich Seele und Leib, Blut und Leben geweiht habe!“ (Scritti 5255-5256)

     Um echt und Quelle des Glücks zu sein, sucht die Hingabe des Comboni-Missionars immer auf diese klare Überzeugung Combonis zu antworten. Sie wird eine Hingabe (consacrazione) sein müssen, die aus der Erfahrung der Liebe entsteht, die aus dem Herzen Jesu hervorgeht. Das Herz Gottes, hat die Menschen so sehr geliebt, dass es nicht gezögert hat, seinen einzigen Sohn aus Liebe zu ihnen zu opfern.

     Diese Liebe ist der Ursprung unserer Weihe und erhält unsere Weihe am Leben. Es ist und wird immer dieses geöffnete Herz Jesu sein, aus dem wir das Licht und die Kraft erhalten können, um nur für Gott und sein Werk zu leben. Es ist das Herz Jesu, von dem wir lernen müssen, wie wir Männer Gottes werden können, die ihre Freude darin finden, der Mission mit ungeteiltem Herzen zu dienen.

     Es wird immer das Herz Jesu sein, das uns helfen wird, in die Zukunft zu schauen, ohne in Entmutigung, in Traurigkeit oder in Enttäuschung zu fallen, weil aus dem Herzen Gottes immer neue Dinge hervorgehen für das Wohl all jener, die sich der Liebe öffnen.

     Wie Comboni müssen wir lernen, nicht zu erschrecken vor den Schwierigkeiten der Mission, in die wir gerufen sind, zu leben. Es wird immer ein mühsames und schwieriges Werk sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um die Mission Gottes handelt und nicht um die unsere. Es ist die Mission des Herrn, in der wir gerufen sind, einfache Mitarbeiter zu werden, Vermittler seiner Liebe.

     Wie unser heiliger Gründer sind auch wir eingeladen und gerufen, unsere missionarische Berufung voll und ganz zu leben, indem wir akzeptieren, uns mit ganzer Seele zu weihen, indem wir Männer eines tiefen Glaubens werden, indem wir mit Freude Zeugnis geben durch unsere Armut, unsere Ehelosigkeit und unseren Gehorsam und indem wir uns immer bemühen, ein wahres brüderliches Umfeld zu gestalten.

     Auch für uns wird die große Herausforderung unserer Hingabe (consacrazione) die Verfügbarkeit sein, indem wir alles für die anderen opfern, für jene, die wir in unserer Mission antreffen. Das beinhaltet auch die Annahme des Martyriums in unserem Leben, das uns fordern wird, das Herz unserer Brüder zu befruchten mit unserem geweihten Leben in der täglichen Existenz, im demütigen und verborgenen Dienst, in der freudigen Annahme des Verzichtes auf uns selbst, um Gott die Möglichkeit zu geben, seine Liebe sichtbar zu machen.

     Nur wenn wir uns in dieser Schule der Liebe des Herzens Jesu formen lassen, werden wir fähig werden, in aller Freiheit die Option für die Ärmsten zu leben und der Liebe Gottes ein Gesicht zu geben durch den Aufbau einer gerechteren, solidarischeren, respektvolleren Welt. Nur so werden wir fähig werden, jenes Glück zu schaffen, das wir alle in unserem Herzen tragen als die einzige und wahre tiefe Sehnsucht unseres Lebens.  

     Bitten wir um die Gnade, freudige und glückliche Geweihte dadurch zu werden, dass wir jenen unschätzbaren Schatz der Liebe in unseren Herzen tragen, der aus dem durchbohrten Herzen des Herrn entspringt, den der hl. Daniel Comboni als Fundament entdeckte, auf dem er seine Mission aufbauen konnte und der er sich ohne grenzenlos hingab.

     Das Vertrauen in das Herz Jesu möge auch für uns eine ständige Quelle einer Liebe werden, die uns hilft, unsere Weihe (consacrazione als das schönste Geschenk, das uns gewährt wurde, zu leben.

Ein gesegnetes Herz-Jesu-Fest wünscht Euch
P. Enrique Sánchez G. mccj
Generalsuperior

----------------------- ---------------------- -----------------

Übersetzung: P. Georg Klose mccj

Anmerkung des Übersetzers zu dem Begriff „Geweiht“. In den anderen europäischen Sprachen haben wir das Wort „consacrati“ oder „consagrados“, das nach meinem Empfinden aussagekräftiger ist als unser nüchternes Wort „geweiht“. An manchen Stellen in diesem Dokument könnte man auch statt Geweiht Ganzhingabe setzen.