Donnerstag, 22. August 2024
Die Comboni-Missionsschwester Paula Glira aus St. Kassian im Gadertal ist als Missionarin im ostafrikanischen Sambia tätig und berichtet von ihrer Arbeit in einem Sozialzentrum und worauf es ankommt, wenn in einer internationalen Gemeinschaft Schwestern aus verschiedenen Nationen miteinander ihr Zusammenleben gestalten.
Wir sind ein Team von neun afrikanischen Erzieherinnen und Erziehern und betreuen täglich mehr als zweihundert Kinder und Jugendliche. Jeden Montag treffen wir uns, um die vergangene Woche zu besprechen und die vor uns liegende Woche zu planen. Mir wird immer klarer, wie wichtig es für unsere Arbeit ist, dass jede und jeder von uns zu Wort kommt. Und oft können gerade die, die zuerst scheinbar nichts zu sagen haben, einen Beitrag leisten.
In der katholischen Kirche ist zurzeit viel von „Synodalität“ die Rede, und bei der Weltsynode in Rom wird dieses Miteinander auch auf höchster Ebene praktiziert. Da muss zuerst einmal jede und jeder zu Wort kommen – auch diejenigen, die scheinbar nichts zu sagen haben. Überall in der Gesellschaft und in der Kirche gibt es Randgruppen. Synodal auf dem Weg sein heißt also vor allem niemand ausschließen, die Stimmen aller hören und alle ins Gespräch bringen. Wenn die Gaben des Heiligen Geistes, die jeder und jedem auf verschiedene Art und Weise geschenkt sind, miteinander geteilt werden, begibt sich eine Gruppe aus dem Raum des „Ich“ in den Raum des „Wir“, in dem Entscheidungen gemeinsam getroffen werden und durch das Wirken des Geistes ein „größeres Ganzes“ entsteht, in dem sich alle wohl fühlen.
Es gibt ein englisches Lied, in dem es heißt: „No one can live as an island, journeying through life alone“ – „Niemand kann als Insel leben und alleine durchs Leben gehen.“ Wenn wir als Menschen von Gott als soziale Wesen geschaffen wurden, dann bedeutet das auch, dass wir einander brauchen und dass wir voneinander lernen dürfen und können.
Ich lebe hier in Sambia auf unserer Mission in einer internationalen Gemeinschaft. Wir sind drei Schwestern und drei junge Frauen, die als Postulantinnen noch auf dem Weg sind, Comboni-Missionsschwestern zu werden, und wir kommen aus fünf verschiedenen Nationen. Manchmal kann es schon schwierig werden, wenn es uns nicht gelingt, klar zum Ausdruck zu bringen, was jede einzelne sagen will. Denn nicht nur Worte, sondern auch die Körpersprache kann auf eine ganz andere Art verstanden werden. Deshalb brauchen wir Momente, in denen jede Schwester über sich selbst, über ihr Leben und über ihre Kultur und vor allem auch über ihre persönlichen Gefühle erzählen kann. Das gilt natürlich nicht nur für uns als missionarische Ordensgemeinschaft, sondern gerade auch jede Familie, wo oft die Zeit fehlt, um zusammen zu sein und einander einfach zuzuhören.
Ich bin davon überzeugt, dass wir diese synodalen Grunderfahrungen ebenso in unserer Kirche und in ihren Pfarreien und kleinen Gemeinden sehr notwendig brauchen. Auch dort sind wir überall zur Zusammenarbeit aufgerufen. In der gegenseitigen Wertschätzung erleben wir auf diese Weise eine Einheit in der Vielfalt. Wo die Stimme einer jeden und eines jeden gehört wird und wo wir davon überzeugt sind, dass der Geist Gottes in allen und durch alle wirkt, wo die Gaben und Erfahrungen aller zusammenwirken, wo wir auch Werte und Visionen miteinander teilen, da entsteht so etwas wie ein Kreislauf, der in Gott seinen Anfang nimmt und zu ihm zurückkehrt.